Intimates of Moon
Die Botschaft unseres Alphabets

Ein Turbo Trip in die Vergangenheit

Überblick über die Kulturen des Vorderen Orients von 8000 bis 1000 v. u. Z.

Mit seinen 5000 Jahren ist das Wort KASKAL das älteste Wort für „die Reise“. Überliefert ist es in sumerischer Keilschrift und scheint auf Sanskrit, eine altindische Sprache, zurückzugehen, in der kas „gehen“ und kal „tragen“ bedeutet. Man macht sich demnach bei einer Reise mit Gepäck auf den Weg, nicht nur persönlichem, sondern auch mit Handelswaren, weshalb KASKAL auch mit „Karawane“ (vgl. pers. karvan, Gruppe Wüstenreisender, sans. karabha, Kamel, sum. KAR, Hafen, äg. kr, kleines Lastschiff, lat. carruca, Karren) übersetzt werden kann.

In Uruk, der quirlenden sumerischen Metropole im Süden Mesopotamiens (Irak), lebten vor 5000 Jahren ca. 40000 Menschen. Die Stadt war namengebend für eine Kulturepoche, aus der die ältesten, in Ton geschriebenen Schriftzeugnisse überliefert sind. 

Da es sich bei den frühen Zeichen aus dem 4. Jahrtausend v. u. Z. um Piktogramme handelt, ist die Sprache, die den ersten Tontafeln zugrunde lag, nicht zweifelsfrei zu bestimmen. Es ist jedoch möglich, dass es sich bereits um Sumerisch, die älteste in Keilschrift verewigte Sprache, handelt, in der sich wohl Kaufleute aus verschiedenen Regionen verständigten (vgl. Urdu und Bahasa Indonesia). Dies legen die zur damaligen Zeit (z. T. bis heute) allgemeinverständlichen Piktogramme nahe, aus denen sich die späteren Keilschriftzeichen entwickelten und erklärt, weshalb Sumerisch sich keiner Sprachfamilie zuordnen lässt.

Man kann also wenigstens seit dem 4. Jahrtausend v. u. Z. von verschiedenen Ethnien im südlichen Zweistromland sowie einem weit verzweigten Handelsnetz ausgehen, das u. a. Ägypten, Anatolien, den Kaukasus, Afghanistan, Irak, Iran und Indien umspannte (vgl.  Indienhandel und Seidenstraße).
Im Iran gab es um 3000 v. u. Z. eine Schrift, die der aus Uruk ähnelt, die sog. protoelamische Bilderschrift. Ihre Sprecher werden höchstwahrscheinlich der dravidischen Sprachfamilie angehört haben, zu der auch das Tamilische zählt, dessen älteste Schriftzeugnisse ca. 2300 Jahre alt sind.

Vor ca. 8000 Jahren machten sich die Draviden (so kann man aus genetischen Studien folgern) aus dem Süden des Iran, dem späteren Reich von Elam, auf nach Indien und drangen im Laufe der Zeit bis an die Spitze des Subkontinents vor. Auf ihrem Weg dorthin werden sie sicherlich ihre Spuren in der sog. Indus-Kultur hinterlassen haben, deren Träger, die Meluhhiter im Nordwesten Indiens, im 3. Jahrtausend v. u. Z. mit den Sumerern und den ihnen folgenden Akkadern über Land und See regen Handel trieben. Auch die Indus-Kultur verfügte im 3. Jahrtausend v. u. Z. bereits über eine Schrift.

Das Tamilische (eine dravidische Sprache) wurde sehr stark vom Sanskrit (einer indoarischen Sprache) beeinflusst. Aber auch Sanskrit blieb vom Tamilischen nicht unberührt. Die bisher ältesten sprachlichen Belege für eine Anwesenheit von Indoariern finden sich um die Mitte des 2. Jahrtausends v. u. Z. in Mittani, einem Reich in Nord-Syrien. Doch es dürften schon wesentlich eher indogermanische Bevölkerungsgruppen, zu denen die Indoarier gehörten, in Richtung Iran und Süd-Mesopotamien eingesickert sein (Handel, Migration durch Klimawandel, Bevölkerungswachstum).

Die ältesten Belege einer indogermanischen Sprache bietet bisher das Hethitische, das im 2. Jahrtausend v. u. Z. in Kleinasien (neben anderen Sprachen) gesprochen und in Keilschrift geschrieben wurde. Griechisch und Latein werden seit dem 8./7. Jahrhundert v. u. Z. in Alphabetschrift fassbar.

Die frühesten überlieferten Schriftzeugnisse aus China (Orakelknochen) stammen aus der Mitte des 2. Jahrtausends v. u. Z., doch die chinesische Schrifttradition reicht sehr viel länger zurück. Über Korea erreichten die chinesischen Schriftzeichen schließlich im 4. Jahrhundert u. Z. Japan.

Die alten Ägypter nutzten seit dem frühen 3. Jahrtausend v. u. Z. für ihre Aufzeichnungen nicht nur ihre geheimnisumwobenen Hieroglyphen, sondern etwa zeitgleich auch die hieratische Schrift. Die Schrift als solche galt als heilig und lag in den Händen der Göttin Seschat, der Schreiberin. Ihr sumerisches Pendant findet sie in der Göttin Nisaba (vgl. auch Göttin Sarasvati/Vac bei den Hindus). Da einige Hieroglyphen aus der Zeit um 3200 v. u. Z. (Abydos, Naqada III) Ähnlichkeiten mit sumerischen Zeichen aufweisen, ist eine kulturelle Verbindung zwischen beiden Zivilisationen sehr wahrscheinlich.

Ägyptisch gehört wie die semitischen Sprachen Akkadisch, Phönizisch, Hebräisch, Arabisch u. a. zu den afroasiatischen Sprachen, wobei sich das klassische arabische Alphabet erst im 7. Jahrhundert u. Z. mit dem Islam etablierte. Dabei hat die arabische Sprache zweifelsohne wie seinerzeit Sumerisch durch den Überseehandel mit Indien in großem Stil altindisches und dravidisches Wortgut bewahrt.

Auch das Altsüdarabische (Jemen mit regen Handelskontakten Richtung Indien und Afrika) hatte im 8. Jahrhundert v. u. Z. eine Schrift, die wie die vieler anderer Völkerschaften Anklänge an das phönizische Alphabet, einer semitischen Konsonantenschrift, zeigt.

Das phönizische Alphabet ist seit der Mitte des 2. Jahrtausends v. u. Z. aus der Levante (Syrien, Libanon) bekannt. Es schlägt einerseits eine Brücke zum hebräischen sowie dem griechischen und lateinischen Alphabet, andererseits eine zu den archaischen Zeichen aus Uruk um 3000 v. u. Z. Von diesen dürften einige als Vorlage unserer heutigen Buchstaben gedient haben.

Doch mit dem phönizischen Alphabet schließt sich nicht nur der Kreis hinsichtlich der Entwicklung bzw. der Herkunft der Zeichenformen im Vorderen Orient und Indien (wobei davon auszugehen ist, dass auch die Zeichen aus Uruk Vorgänger hatten), sondern auch der der Optimierung von einer Bild-/Wort- und Silbenschrift hin zu einer reinen Lautschrift, was das phönizische Alphabet so attraktiv für eine Vielzahl von Sprachen machte. Es ist schon ein Unterschied, ob man zum Übertragen von Informationen einige hundert (Keilschrift) oder nur um die 23 bis 28 Zeichen verwenden muss.

Dass gerade die phönizische Schrift weltweite Verbreitung fand und nicht etwa das ugaritische Keilschriftalphabet aus der Mitte des 2. Jahrtausends v. u. Z. wird seinen Grund vermutlich in seiner besseren Zeichendifferenzierung, in einer langen Tradition und in seiner Botschaft gehabt haben.
Die ging zwar über die letzten Jahrtausende verloren, sie lässt sich aber eindeutig über das Eblaitische oder/bzw. Altakkadische (gesprochen um die Mitte des 3. Jahrtausends v. u. Z. im Norden Mesopotamiens) in 10 Geboten zu erfüllendem Sex rekonstruieren.