Intimates of Moon
Die Botschaft unseres Alphabets

Der Pfau - der Weg zur Erleuchtung

Der Pfau, einer der schönsten Vögel, der mit seinem augendekorierten Schwanz jeden bezaubert, trägt Indra über den Himmel und ist in seiner indischen Heimat sehr geachtet. Das hat auch etwas mit seinem Schrei „Haja“, sum. D.HA-IA3.MUSCHEN (MUSCHEN, Vogel), zu tun, der die Menschen etwa vor Tigern warnt und dem Rascheln seiner Schwanzfedern, das klingt, als würden Wassertropfen durch das Blätterdach fallen (vgl. Geräusch eines Regenrohrs). Tatsächlich kündigt der Pfau Regen an. Im Alttamilischen stehen daher das Wort für Feder, tU, und Regentropfen, tUval, in einem unmittelbaren Zusammenhang.

Der Pfau gelangte über Mesopotamien bis nach Ägypten und Europa. Dabei wurde der Name aus seinem Herkunftsgebiet für die Feder(schmuck), äg. Sw.t, vielleicht übernommen. Sum. SU7 mit dem nachgestellten Zeichen MUSCHEN, Vogel, könnte daher auch für den Pfau stehen.

Vor diesem Hintergrund sind dann auch sum. SU3, (ver)streuen, versprühen (Regentropfen) und SU13, schmücken, verständlich, denn die Schwanzfedern des Pfaus fanden vielseitige dekorative Verwendung.

Die sum. Zeichenkombination SU.KU6 soll einen nicht näher bestimmbaren Fisch (KU6) bezeichnen. Wahrscheinlicher wäre aber, dass es sich bei SU.KU6 um eine Fischflosse handelt, die bei genauer Betrachtung tatsächlich einer Feder ähnelt (vgl. hierzu alttam. tUvi, Feder, Federkiel, Schwanz des Pfaus und Fischflosse), oder um einen fliegenden Fisch.

Neben dem Pfau hatte seit Urzeiten ein weiterer Vogel die Menschen stark beeindruckt, der Geier, der jedes größere tote Lebewesen in sich aufnimmt und (so scheint es) zum Himmel, zum Bauch der Großen Mutter, hinaufträgt. Bis heute präsentiert man ihm in Tibet die Verstorbenen und auch im Iran war diese Art der Bestattung (Himmelsbestattung) bei den Anhängern des Zoroastrismus bis in die jüngste Gegenwart Brauch.

A ist ägyptisch sowohl das Wort für Geier (vgl. sum. A, Schrei eines Vogels, d. h. wohl eines Geiers) als auch für den Vogel im Allgemeinen (vgl. auch äg. Az, Asu, Aasgeier?, äg. sw, vom Geruch der Leiche, den Anzu-Vogel in der sum.-akk. Mythologie dargestellt als Raubvogel mit Löwenkopf - vgl. hierzu die äg. Göttin Nechbet als Geier sowie Mut-Sachmet als Einheit von Geier und Löwe - , sans. asu, Leben(sgeist), Atem, alttam. kazuku, Gänsegeier, sum. SU, Fleisch, Körper, sum. ZU, wissen, kennen, sans. zu, hören, lernen). Die Gemahlinnen der ägyptischen Könige trugen als Attribut ihrer Würde die sog. Geierhaube, ein geschmackvoll aus Goldplättchen gestalteter Vogelbalg, der an alte schamanische Zeiten erinnert.

Sum. SU4 (SI4), die Bezeichnung für Rot bzw. Braun, akk. samu (vgl. äg. sm mit Sem als Totengott, untergehende Sonne, und sans. siMha, ein mythischer Vogel) könnte sich aufgrund der Farbe des Federkleides vieler Geier und des von ihnen verzehrten Fleisches ursprünglich auf diesen Vogel bezogen haben. Damit besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass SU ein sehr altes Wort ist, das im weiteren Sinne sowohl für Feder, als auch für Haut und Fell gebraucht wurde (vgl. hierzu sum. SU4, rot/braun s., akk. samu bzw. pelu, mit lat. pellis, Haut, Fell, und Sem, Stammvater der Semiten, die sich Haut und/oder Haar vielleicht einst mit Henna färbten oder rötliches Haar hatten). Wahrscheinlich hat es bis in unsere Tage im Japanischen als su, Nest, überlebt.

Mit Federn füllen wir noch heute unsere Betten, unser Schlafnest, in dem wir vorzugsweise vögeln, nachdem der Vogelfänger (vgl. Papageno in „Die Zauberflöte“) mit dem lieblichen Spiel auf seiner Flöte nicht nur Vögel, sondern auch junge Frauen in sein Netz gelockt hat. Das mag schon so vor mehr als 40.000 Jahren gewesen sein (s. Flöten aus der Schwäbischen Alb, unter ihnen auch eine aus den Knochen eines Gänsegeiers), wenn ein Mann wie ein Pfau, in nördlichen Gefilden wie ein Auer- oder Birkhahn, um seine Angebetete balzte.

Das Paarungsverhalten des Menschen hatte zweifellos auch einen gewichtigen Einfluss auf seine künstlerischen Fähigkeiten. Musik und Tanz fördern die geistige Entwicklung und Empathie
und waren bzw. sind daher auch von Bedeutung für unser soziales Miteinander. Indem der Mensch die Tier- und Pflanzenwelt sowie Naturerscheinungen genau beobachtete, fand er über
die Imitation von Gesängen, Geräuschen und dem (Balz)Verhalten von Tieren zu Melodien und Rhythmen, zu denen er sich bewegte sowie zu speziellen Lautäußerungen, die seinen Sprachschatz
zunehmend bereicherten.

Vielleicht lassen sich die vielen abstrakten Zeichen, die unsere eiszeitlichen Vorfahren neben emotional überwältigenden Malereien an Höhlenwänden hinterließen, gar als Poesie verstehen, die späterhin mit einem Schreibrohr, lat. calamus (auch in der Bedeutung Flöte), arab. qalam, Schreibrohr, -feder, auf Papyrus, Pergament und Palmenblättern niedergeschrieben wurde (vgl. alttam. kalam, u. a. ein Dokument auf einem Palmenblatt). Aber auch Keramik, Stoffe und Teppiche dienten dem Schreibrohr bzw. der Schreibfeder vor dem Papier als Schriftträger.

Liebe ist das schönste Wort in jeder Sprache. Wir verbinden es mit mehr als nur mit Sex und Fortpflanzungstrieb, für den wir zahlreiche Synonyme haben, die je nach Geschmack mal mehr, mal weniger vulgär klingen. Doch heute oft als unschicklich angesehene Wörter und Wendungen gehörten einst zum alltäglichen Sprachgebrauch.

Welche Frau möchte in unseren Tagen schon gern von ihrem Partner „vermessen“ oder „gepflügt“ werden? In frühen Ackerbaugesellschaften war das hingegen eine ganz normale Umschreibung für Sex. Die Vagina war die Ackerfurche, der Penis der Pflug oder die Hacke.

Bei Reitervölkern hingegen schwang sich der Mann beim Geschlechtsverkehr auf ein Pferd oder Kamel, respektive seine Auserwählte. Das Reiten bot also eine Analogie zum Sexmachen und wenn Frauen mit einer schönen Pferde- oder Kamelstute verglichen wurden, galt dies als Kompliment, da beide Tiere auch sehr wertvoll waren. Gleiches traf auf die Kuh zu.

Unsere Vorfahren waren in Liebesangelegenheiten keineswegs ungehobelt, ganz im Gegenteil. Sex ist das Thema Nr. 1 in allen Religionen. Dabei geht es immer um den Schöpfungsakt, bei dem allerdings dem Mann mit der Etablierung des Patriarchats zunehmend die entscheidende Rolle zugesprochen wurde.

Das einst paritätische Verhältnis zwischen den Geschlechtern hat sich leider infolge eines Zusammenspiels zahlreicher Umstände wie Klimawandel, Herausbildung von Privateigentum, Bevölkerungswachstum und Kriege weltweit in nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zugunsten des Mannes verschoben. Das macht ihn deshalb aber keineswegs glücklicher, denn Liebe schließt Macht und den Kampf um jedwede Form von Herrschaft aus. Liebe beruht auf Respekt und Empathie, auch und gerade beim Sex. Das war dem Erfinder bzw. der Erfinderin des Alphabets vor ca. 4500 Jahren allzu gut bewusst, als er oder sie den Freiern empfahl, eine Frau mit Feingefühl für sich zu gewinnen.

Der Inbegriff der Liebe ist wohl Maria, die Mutter Jesu bzw. seine Geliebte, die trotz der Inthronisation des Großen Vaters im Himmel (einst Bauch der Großen Mutter) nicht aus der Kirche zu tilgen war. Dass von Gott, einem Mann, auch Liebe ausgehen soll, ist immerhin tröstlich, selbst wenn in seinem Namen bis heute durch zahlreiche seiner Glaubensdiener Gewalt ausgeübt wird und die Kirche (wie auch andere Glaubenseinrichtungen) eine globale Machtinstitution darstellt.

Maria leitet sich wohl aus äg. mri, lieben, wünschen bzw. mr.yt, Geliebte, Hafen, und aus äg. jAm, freundlich sein, schöne Gestalt, ab. Maria wäre dann Mirjam, die „schöne Geliebte“ im Sinne der Maria aus Magdalena (vgl. hierzu auch Mirjam, Prophetin und Moses und Aarons Schwester, akk. martum, Tochter, akk. marhitum, Beischläferin, lat. amare, lieben, alttam. amar, Wunsch, sans. amara, Nabelschnur, Nachgeburt, sum. AMAR, Kalb, jung, Sohn, Nachkomme, sum. IA, Ausruf der Freude, äg.  amr.yt, „Milchkuh“/Göttin Ana bzw. äg. mr, „Milchtopf“ und sans. amrit, ein göttliches Lebenselixier).

Liebe ist demnach ein Gefühl, das aus unserem Fortpflanzungstrieb erwachsen ist und dafür sorgt, dass wir uns um unseren (nicht nur ureigenen) Nachwuchs und unsere Mitmenschen mit Freuden kümmern. Liebe erstreckt sich auch auf Tiere und Pflanzen, wenn wir uns ihnen mit Hingabe zuwenden.

Liebe ist Quell dessen, was wir unter Kunst (einschließlich Kleidermode/herstellung) verstehen. Dass uns 40.000 Jahre alte Höhlenmalereien und Kleinplastiken emotional so berühren, hat sicherlich auch damit zu tun, dass wir spüren, dass sie aus einem Gefühl großer Liebe und Bewunderung für das Dargestellte heraus gefertigt wurden. Unter ihnen erscheinen neben Tieren viele Frauen, aber auch kopulierende Pärchen, was einen kultivierten Umgang unserer eiszeitlichen Vorfahren mit Sexualität zeigt, der im Laufe der Entwicklung der Zivilisation bedauerlicherweise erheblich an Natürlichkeit und Offenheit eingebüßt hat.

Wenn ein Casanova darauf bedacht ist, einer Frau sexuellen Genuss zu verschaffen, ist das schon Liebe? Da die Antwort hierauf etwas umfangreicher ausfallen würde, stellen wir die Frage vor dem Hintergrund der Botschaft unseres Alphabets anders: Sollte ein Mann in einer Liebesbeziehung seine Angebetete wie Casanova in höchsten Tönen umgarnen, um sie zu Sex zu bewegen?

Lobpreis“ nannten unsere Ahnen dieses Balzritual, das nicht unbedingt eine lebenslange Beziehung zum Ziel hatte, was jedoch nicht ausschließt, dass es zu einer solchen gekommen sein kann. Heute sprechen wir nüchterner von „Vorspiel“, da der Lobpreis mittlerweile DEM HERRN vorbehalten ist.

Dass einst die Frau angehimmelt wurde, zeigt uns unmissverständlich das Sumerische mit dem Zeichen MI2, einem Dreieck, in der Bedeutung für „Frau“ und „preisen“ (vgl. alttam. mI, Himmel, hohes Ansehen und Handhaltung im Aaronitischen Segen). Sum. MI2 DUG, „MI sagen“, übersetzt als „freundlich behandeln“, führt uns die einstige Wertschätzung der Frau ein weiteres Mal vor Augen und lässt uns die Botschaft des Alphabets besser verstehen.