Gelobt sei Nisaba!
Eine Reise zu den Ursprüngen von Mode, Schrift und Liebe führt unweigerlich auch zu den Sternen. Während Astrophysiker über die Entstehung des Mondes debattieren, beschäftigte unsere steinzeitlichen Vorfahren vor allem seine sich rhythmisch verändernde Form. Mit ihren Himmelsbeobachtungen legten sie nicht nur das Fundament für die Erfassung von Zeit, sondern parallel dazu auch das der Schrift. Neben der Nutzung des Feuers eröffneten sich ihnen damit gänzlich neue Perspektiven. Unsere Ahnen wussten um den Wert dieser kulturellen Errungenschaften und würdigten sie jahrtausendelang in zahlreichen Ritualen, von denen unser Weihnachtsfest nur noch ein matter Abklatsch ist. Über all die Zeit schrieb FRAU bis zur Etablierung patriarchalisch geprägter Religionen als Hüterin und Manifestation dieser kostbaren Geschenke eine spannende Geschichte, die es bei allem HERRlichen Widerstand wieder aufzudecken gilt.
Mesopotamien, Sumer 2600 v. u. Z. Nisaba, die als Göttin verehrte Schriftkundige, war offensichtlich eine alte Feuergöttin, insbes. die des Herdfeuers. Als solche ist sie vergleichbar mit der römischen Vesta, der griechischen Hestia und dem hinduistischen Gott Agni (sans. agni, Feuer; vgl. auch sans. zAlAgni, Herdfeuer und zAl, scheinen, preisen, mit sum. zalag, rein, Licht, scheinen und zal, scheinen). Im Sumerischen steht das Keilschriftzeichen NE für IZI, das Feuer bzw. ein Kohlenbecken. Auch dieses Wort scheint mit Sanskrit verwandt zu sein (vgl. hierzu sans. ziziraghna für Agni und alttam. nekizi, Feuer). Ebenso verhält es sich mit sum. BAR7 (BIR9), das offensichtlich seine Entsprechung in sans. paridu, brennen, hat.
Da Nisaba über universelles Wissen verfügte, galt sie auch als weise. Ihr spendete man daher sicherlich lange vor Agni im Rahmen indogermanischer Rituale den ersten Tropfen des im Rigveda gepriesenen und sagenumwobenen Soma-Tranks, der Götter unsterblich machte und Brahmanen berauschte.
Bei der Soma-Pflanze könnte es sich um die Mistel (es gibt einige andere Vorschläge), genauer gesagt um Viscum album, Loranthus europaeus, Viscum cruciatum oder/und Viscum orientale handeln, denn deren Charakteristika stimmen mit denen der Soma-Pflanze und der Herstellung des aus ihr gewonnenen Saftes weitgehend überein (vgl. hierzu Merlin Kräker, Soma - eine Kurzdarstellung auf Basis des Rigveda, Hausarbeit 2014, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, https://www.indologie.uni-mainz.de/files/2015/01/Hausarbeit-Soma-Eine-Kurzdarstellung-auf-Basis-des-Rigveda-Endfassung.pdf, abgerufen 25.4.2024)
Sie lassen sich folgendermaßen beschreiben:
1. Misteln sind licht- und wärmeliebend und wachsen sehr langsam. In nördlichen Breitengraden sind sie daher eher im Flach- und Hügelland anzutreffen, auf Sizilien hingegen kommen sie bis zu einer Höhe von 1300 m vor. Im iranischen Hochland mit seinem überwiegend kontinentalen Klima gibt es auch immer noch Täler, die mit ihrem feuchten und milden Klima einen idealen Lebensraum für Misteln bieten.
2. Mistelzweige wachsen auf ihrem Wirt in alle Richtungen, hängen also auch ggf. von einem Ast herab.
Die Äste der männlichen Exemplare der Viscum album leuchten grünlich-gelb, die Loranthus europaeus hat hingegen braune Äste und verliert im Winter ihre Blätter.
Loranthus europaeus, die sog. Eichenmistel, ist bis nach Westasien, der Heimat der Persischen Eiche, verbreitet.
Viscum cruciatum trägt rote Früchte, Visum album weiße, Loranthus europaeus und Viscum orientale goldene bzw. gelblich-grüne.
3. Die Mistel hat knotige, röhrenartige Stängel.
4. Beim Auskeimen schiebt die Mistel zuerst einen Stängel vor.
5. Der Soma-Saft wird wie der der Mistel durch Pressen in kaltem Wasser gewonnen.
6. Was die Nutzung der Mistel anbelangt, so gibt es für die Jungsteinzeit umfangreiche Belege (z. B. „Arbon, Bleiche 3“ am Bodensee, 3380 v. u. Z.).
Seither wurde (lokal bis heute) die Mistel (die gesamte Pflanze) in Wasser als Viehfutter (bes. für den Winter) mit weiteren Zutaten und als Medizin für Tier und Mensch aufbereitet. Tatsächlich unterstützt die Mistel das Immun- und Herz-Kreislaufsystem, wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend, hellt die Stimmung auf, vermindert Angstzustände und hilft auch äußerlich angewandt bei vielen Beschwerden. Auch Soma wurden ähnliche medizinische Wirkungen zugeschrieben. Der Gebrauch der Mistel als Heilpflanze ist seit der Antike nachweisbar.
7. Der Geschmack hängt sowohl von der Mistelart als auch von deren Wirt und diversen Umweltbedingungen ab. Er wird unterschiedlich empfunden und reicht von süßlich über blumig bis hin zu herb-würzig. Soma soll süßlich geschmeckt haben.
8. Die Farbe des gepressten Mistelsaftes ist goldbraun und birgt eine Assoziation mit Sonne und Wärme. Das Viscin in den Beeren (eine schleimartige, klebrige Substanz) hingegen ist schmutzig weißlich und erinnert damit an Soma.
9. Bei all diesen für den Menschen vorteilhaften Eigenschaften dürfte die Mistel als etwas Besonderes, Heiliges angesehen worden sein, woraus sich auch die Rolle von Brahmanen im Zusammenhang mit Soma erklären ließe. Dazu passen dann auch die keltischen Druiden, denen Plinius der Ältere in seiner „Naturalis historia“ das Wissen um die Mistel zuschrieb, selbst wenn diese Darstellung in der Wissenschaft umstritten ist.
10. Die ersten Tropfen Soma opferte man Göttern wie Indra, Agni, Varuna und Marut, die ihre lebensspendenden Kräfte im Monsun entfalteten. Die Durchführung dieses Rituals sollte sich segensreich auf die Gesundheit und die Fruchtbarkeit (insbes. des Viehs) auswirken, was praktisch mit der Fütterung von Kühen mit Misteln gegen Ende des Winters harmoniert, da ihnen dadurch das Kalben erleichtert und der Milchertrag erhöht werden sollte.
11. Der Name Soma geht auf sans. su, pressen, mit dem Suffix –ma zurück. Der Soma-Saft, der von der Presse fließt (sans. sUra), hat seine Entsprechung im sumerischen Keilschriftzeichen SUR pressen, regnen, melken, blitzen. Damit wäre der Sinn des Soma-Opfers sprachlich gut illustriert.
12. Der Soma-Trank wird wie der Mistelsaft kalt genossen und kann mit Honig oder auch Milch getrunken werden. Dem Soma wird noch geklärte Butter und z. T. Mehl untergemischt.
Im Sumerischen ist NI das Keilschriftzeichen für die „geklärte Butter“, ausgesprochen i3, ein Wort, das mit alttam. ney verwandt sein dürfte. Auch sum. zal(ag), scheinen, wird mit dem Zeichen NI geschrieben. Letzteres dürfte damit zu erklären sein, dass Lampen (wie in Indien noch heute) mit geklärter Butter betrieben wurden.
Was hat es nun mit dem hinduistischen Feuergott Agni und der Göttin Nisaba auf sich? Es sieht so aus, als wäre Nisaba eine Kurzform von sans. agnisava, Weihe des Feuers (mit Soma-Saft). Geschrieben wurde Nisaba mit dem Keilschriftzeichen NAGA, Pottasche, was sie in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Feuer (sans. agni) bringt. Ihrem Namen ist das Zeichen AN (ein Stern in der Bedeutung „Himmel“) vorangestellt, das zum einen Gottesdeterminativ ist, aber auch syllabisch „an“ gelesen werden kann, also *AN-NAGA bzw. *AN-ni-sa-ba. *AN-ni-sa-ba ließe sich auf *AG-ni-sa-va, also sans. Weihe des Feuers, zurückführen.
Was AN-NAGA betrifft, so findet NAGA, Pottasche, in Sanskrit kein eindeutiges Äquivalent, es sei denn, man bezieht sans. naga, einen Baum, u. U. als Brennmaterial in die Betrachtung mit ein. Die mythische Schlange Naga (u. U. eine Viper) könnte zumindest einen Bezug zu Agni und Soma als Giftheilkundige haben, wenn beide einem von einem Schlangenbiss Betroffenen helfend zur Seite stehen (Ausbrennen der Wunde mit Feuer und anschließend desinfizierender Umschlag, getränkt in Soma). Damit könnte NAGA auf eine Schlange auf einem Baum hindeuten, dessen Holz sich vielleicht recht gut zum Feuermachen eignete wie das von Obstbäumen z. B., da es sehr lange und ruhig brennt oder das der Eiche, in Westasien der Persischen Eiche.
Damit sind wir wieder bei der Mistel angelangt, insbes. der Viscum album, die sich gern auf Obstbäumen niederlässt (vgl. Bibel: HEva/hurrit. Göttin Hepat, Schlange/früchtetragender Baum, und sans. anAga, sündenfrei; zu Eva vgl. sans. deva, Göttin, äg. db, Horn). Die Mistel selbst sollte im Volksglauben auch vor Schlangenbissen schützen.
NAGA, Pottasche, ein weißes Pulver, dient nicht nur als Treibmittel in Backwaren, sondern ist auch Rohstoff bei der Herstellung von Schmierseife, worin der Ursprung der Bestreichung von Körperteilen mit heiliger Asche aus verbranntem Kuhdung (s. sans. Vibhuti) liegen könnte. Dass die Bewohner Vorderasiens vor Jahrtausenden wie heute z. B. noch in Indien mit Kuhdung heizten, ist sehr wahrscheinlich, allerdings schließt er Holz als Brennmaterial nicht aus.
Was verbindet nun eine Feuergöttin mit der Schrift? Vielleicht einst Rauchzeichen? Immerhin bedeutet das sumerische Keilschriftzeichen für „schreiben“, SAR (3000 v. u. Z.), auch „rauchen“ (2000 v. u. Z.). Oder ist es Holzkohle, mit der bereits unsere eiszeitlichen Vorfahren vor Jahrzehntausenden auf Felswänden beeindruckende Kunstwerke malten?
Seit spätestens 3000 v. u. Z. wurde im Alten Ägypten die sog. Rußtinte hergestellt. Das bedeutet, dass Nisaba nicht nur keine originäre sumerische Göttin war, sondern dass sie, offensichtlich noch vorindogermanischen Ursprungs, auch schon im Zusammenhang mit der Verwendung von Rußtinte gesehen werden muss, die dann spätestens zur selben Zeit wie in Ägypten zum Schreiben benutzt wurde.
Wenn die alten Ägypter bereits um 3000 v. u. Z. mit Rußtinte schrieben und sie seit 2600 v. u. Z. aus China bekannt ist, so kann Nisaba als Feuer-/Schriftgöttin im bzw. aus dem iranischen Hochland durchaus in diesen Rahmen einbezogen werden. Das heißt dann, dass sie vor der sumerischen Keilschrift (auch ihren archaischen Vorläufern aus Uruk), verehrt wurde und dass es im Iran vor der protoelamischen Bilderschrift (3000 v. u. Z.) oder neben ihr eine Schrift gab, die auf Pflanzenfasern mit Rußtinte aufgetragen worden sein muss. Vielleicht diente die Rinde der Kaukasischen Birke (wie die einiger anderer Birkenarten) einst sowohl als Schriftträger als auch als Rohstoff für die Herstellung von Taschen, Behältern oder Schuhen.
Das sum. SAR, schreiben, rauchen, ist offensichtlich mit alttam. sarjikam, Pottasche, sans. zara, Schilf (Schilfrohr als Schreibgerät), der Göttin Sarasvati und äg. sr, verkünden, verwandt.
Das ägyptische Wort für „Ruß“ ist Dab.t, dem die Bedeutung von „(Holz)Kohle“ zugrunde liegt. Hierbei drängt sich ein Vergleich zu sans. dIpa, Licht, Lampe, Laterne, dIpada, jmd., der eine Lampe gibt, dIpadhvaja, Ruß und sum. IZI(NE)-DAB5, in Brand setzen, anzünden, auf.
Das Zeichen DAB5, das um 2000 v. u. Z. belegt ist, setzt sich aus den Zeichen LAGAB und ASCH zusammen. LAGAB, ein Rechteck (übersetzt mit „Baumstumpf“ oder „Steinklotz“), und ASCH, ein waagerechter Keil, erinnert dabei an die Vorrichtung eines Feuerbohrers, zumal ASCH in ASCH.ME (2000 v. u. Z.), Leuchten, Sonnenscheibe bedeutet. Hierzu passt dann auch sans. aS = scheinen, Asa, Asche, Staub, heth. haschscha-, Asche, was auf ig.*has-, Herd, und PIE - *as-, brennen, glühen, zurückgeht.
Das Ägyptische scheint das ASCH in Ax bzw. Ax.t (weiblichen Geschlechts!), Flamme, Feuer, ax, Feuerbecken zu bewahren. Äg. m, in (der Art) oder als (etwas sein), könnte zu sum. ASCH.ME führen (vgl. auch sum. ME, das Verb „sein“).
Sum. ASCH.ME, Sonnenscheibe, gibt es auch in der Kombination ASCH.ME.ZABAR. ZABAR (und ZABAR3) ist seit 3000 v. u. Z. belegt und kann je nach Kontext als „hell sein“, „Bronze(spiegel)“ oder als „Waffe“ übersetzt werden. In ZABAR stecken BAR, aufschneiden (und phonetisch auch BAR7 bzw. BIR9, brennen), sowie ZA, Perle, Edelstein. ZA ist also etwas, was hell glänzt, leuchtet und wertvoll ist. Sum. ZABAR, Bronze, dessen Zeichen sich aus UD.KA.BAR zusammensetzt, wobei UD „die Sonne“ ist, die man mit einer Hacke (KA) aus dem Felsen schlägt (BAR). Ursprünglich war damit sum. URUD(A/U), das Kupfer (lat. cuprum, vgl. Zypern als Kupferlieferant), gemeint, das späterhin durch Zusatz von Zinn zu Bronze, sum. ZABAR (vgl. sans. zAbara, Kupfer, äg. Azb, brennen), geschmolzen wurde.
Kupfer leuchtet gelbrot und sieht Gold ähnlich. Beide Metalle haben auch einen ähnlich hohen Schmelzpunkt. Daher ist es kein Widerspruch, wenn wir sum. URUD(A/U), Kupfer, und sans. puruda, Gold, in Beziehung setzen.
Nisaba sollte als Feuergöttin Jahrtausende vor den Schmiedegöttern wie Hephaistos oder Vulkanus (vgl. lat. volva, Gebärmutter, sans. ulba, Vulva, Höhle, sowie -kan, eine archaische Ortspartikel, und Pele als Vulkangöttin auf Hawaii) auch Bedeutung in der Metallurgie gehabt haben, nur dass Schmelzer, Bläser und Schmiede sich um das Feuer kümmerten, während das im Haus oder Zelt von Frauen gehütet wurde.
„Schmied“ und „schmelzen“ scheinen auf sum. SIMUG, Schmied, zurückzugehen (vgl. sum. DIM2, erschaffen, und MUG2, Vulva; sans. dhmAtR, Bläser, Schmelzer, und äg. Sm.w, Hitze). Was die Ortspartikel -kan (s. Vulkanus) anbelangt, so scheint sie auch in der Etymologie unseres Wortes "König" enthalten zu sein, bei dem es sich um einen Herrscher über ein bestimmtes Territorium handelt. Seinen Ursprung könnte er im Sumerischen kingal/kankal, Tenne, unbebautes Land, haben.
Nisabas Tochter war Ninlil (vgl. alttam. tuNinila, Mondsichel, und nilA, Mondlicht, sowie tuNi, Stück, Scheibe). Diese wiederum war mit Enlil, Sohn des An, d. h. des Himmels, verheiratet. Enlil wird mit „Herr des Windes“ übersetzt, EN, Herr, und LIL2, Wind, Geist (vgl. sans. anila, Luft, Wind, Gott des Windes, sowie an, atmen, leben und ila, Erde, Rede, Kuh, d. h., man stellte sich den Wind ursprünglich als die himmlische, atmende Kuh vor). Durch die Hochzeit von Ninlil und Enlil waren eine dravidisch- und eine indoarischstämmige Bevölkerungsgruppe miteinander verbunden.
Enlils heilige Stadt war Nippur (in Mesopotamien), die Anfang des 3. Jahrtausends v. u. Z. enge Handelsbeziehungen zur Industal-Kultur pflegte (vgl. sans. pur, Stadt, und sans. maNipUra, Nabel, sowie sans. maNi, Perle, Juwel, wertvoller Stein wie z. B. Karneol, der, aus Indien kommend, in Nippur gehandelt wurde).
Zu Ninlils und Enlils gemeinsamen Kindern gehörte der Mondgott Nanna (vgl. sans. nanA, Mutter und Ajanana, Geburt). Die sumerische Schreibung für den Mondgott ist D.SCHESCH.KI, „Bruder der Erde“. Gelesen wird er na-an-na (vgl. sans. na, Wissen, und ana, Atem). Das sumerische Logogramm für den Mond ist U4.SAKAR (vgl. sans. uSAkara, Mond), die akk. Schreibung D.EN.ZU, gesprochen Sin (vgl. sans. an, atmen, su, pressen und Su, Geburt). Der Mond steht also mit der Entbindung und einer dabei hilfreichen Atemtechnik in Zusammenhang (vgl. hierzu den Mythos „Sin und die Kuh“).
Ninlil wird mal als Mutter der Sud genannt, mal mit ihr identifiziert. Interessant ist, dass sUd im Sanskrit auch „pressen“ bedeutet, womit sich der Kreis zum Soma, einschließlich Mond, der auch den Namen Soma trug, ein weiteres Mal schließt. Da die Beeren der Mistel im Dezember reif sind, könnte es tatsächlich so gewesen sein, dass die Mistelzweige bei Dezembervollmond geschnitten und verarbeitet wurden.
Vor dem Hintergrund der dem Mistelsaft nachgesagten aphrodisierenden Wirkung (s. auch Kuss unter dem Mistelzweig) wird auch verständlich, warum Sud im Mythos von „Enlil und Sud“ nach der Heirat mit Enlil den Namen Ninlil erhält. Ninlil ist schwanger (alttam. tuNinila, Mondsichel). Sie wird immer wieder mit Soma aufgefüllt, da die Götter reichlich aus dem Mond-Kelch trinken. Nach 10 Vollmonden wird sie entbinden. - Schwangerschaft und Geburt wurden immer auch von Ritualen begleitet. So kann es durchaus sein, dass seit alters her auch der Mistelsaft ggf. bei der Geburtseinleitung Verwendung fand, so zumindest ist es noch aus dem Mittelalter bekannt.
Nisaba, das geweihte Feuer und die heilige Asche, das Herdfeuer, der Blitz, die Sonne, der Mond, die Sterne! Ihr verdanken wir das Licht, die Wärme, das Leben und die Schrift!