Intimates of Moon
Die Botschaft unseres Alphabets

Der Mond im Garten

Schrift ist Poesie. In dem biblischen Mädchennamen Sara, der Frau Abrahams und Erzmutter Israels, verbirgt sich offenbar die Bezeichnung für einen jahrtausendealten Schwangerschaftskalender. Das sumerische Keilschriftzeichen SAR bedeutet zum einen „schreiben“, zum anderen auch „Garten“ (vgl. auch pers. saray-, Wohnhaus, und lat. sario, behacken, jäten). Es wurde weiterhin sowohl für ein Flächen- als auch für ein Hohlmaß verwendet. Auf den ersten Blick scheinen diese Bedeutungen nicht zueinander zu passen, doch führen alle beim Denken in Analogien auf eine hochschwangere Frau zurück.

Das Zeichen setzt sich aus zwei Elementen zusammen. Das erste besteht aus 9 sog. Winkelhaken, das zweite aus einem Rechteck. Die Zahl 9 schreit förmlich nach einem Bezug zur Schwangerschaft. 9 x 29,5 Tage (synodischer Mondmonat/z. B. von Vollmond zum nächsten Vollmond) ergeben 265,5 Tage. 265,5 Tage geteilt durch 7 Tage sind 37,9 Wochen. Ab der 38. Schwangerschaftswoche darf eine Schwangere mit der Geburt ihres Kindes rechnen (zu sum. SAR vgl. sans. dhR, ein Kind empfangen, schwanger sein, sArasa, Mond, Vogel im Allgemeinen, äg. Sr, Kind).

Gehen wir davon aus, dass 9 Winkelhaken ursprünglich 9 Schwangerschaftsmonate bedeuteten, dann stände der Winkelhaken auch für eine Zeitspanne von 29,5 Tagen. Besagter Winkelhaken, gelesen als U, hat alleinstehend verschiedene Bedeutungen. Zu diesen gehören: Loch, Erde, Geschenk, Welt, Totalität – Begriffe, die in ihrer Gesamtheit mit der Frau als Lebensspenderin harmonieren.

Wenn 3 Winkelhaken im sum. Zeichen UD für die Sonne (vgl. auch sum. Sonnengottheit Utu, alttam. uTu, Stern, sans. uSA, Tagesanbruch und lat. deus, Tag) eingeschrieben sind, so bedeutet diese Kombination ITUD, Monat, da das U auch den Zahlenwert 10 hatte und ein Monat bei den Sumerern 30 Tage zählte. 3 Winkelhaken sind dementsprechend 30 Tage und die Zahl 30 ist die Umschreibung für den sumerisch-akkadischen Mondgott Sin (ursprünglich wohl Vollmond).

ITUD könnte auch auf das erste Schwangerschaftstrimester verweisen. U4/UD, die Sonne, ITUD, der Monat und Sin, der Mondgott, sind verbunden mit sum. (U)TUD, „gebären“, der Ernte der Frucht, die vor 9 Monaten im Garten gesät wurde.

Was das sum. Zeichen U und seine vermutete Bedeutung für die Dauer eines synodischen Mondmonats von 29,5 Tagen anbelangt, so erklärt sich unter dieser Annahme u. U. auch das sumerische Keilschriftzeichen SCHE, Gerste, mit 10 Winkelhaken (vgl. sans. sitazUka, zItazUka, Gerste und sans. sita und zUka, eine Getreideart sowie zuka, ein Gewand/vielleicht eine Art Grasrock?). 10 x 29,5 Tage = 295 Tage. Diese geteilt durch 7 Tage ergeben 42 Wochen (durchschnittliche max. Schwangerschaftsdauer beim Menschen). Das ist ungefähr auch die Zeit, in der die Wintergerste mit 280 Tagen reift. Ein siderischer Mondmonat zählt zwischen 27 und 28 Tage, dann steht der Mond wieder vor demselben Stern, und, welche Überraschung, eine Gerstenähre trägt ca. 28 Körner.

Das sum. Zeichen (U)TUD, gebären, (vgl. sum. UTU, Sonnengott) enthält 10 Winkelhaken. Wenn ein Winkelhaken 29,5 Tage entsprechen sollte, dann wären das bei zehn Monaten 295 Tage. Im Zeichen (U)TUD ist das sog. Andreaskreuz (vgl. röm. Zahl 10) zu erkennen, eines der ältesten Zeichen der Menschheit überhaupt. Bis heute gemahnt es uns (etwa an Bahnübergängen) zum Innehalten von Handlungen. Eine Frau, die einst ein Kreuz auf ihrem Gürtel trug, wie das sumerische Zeichen DARA4 (auch in der Bedeutung von Blut) noch zeigt, war während ihrer Menstruation, Schwangerschaft und wenigstens noch im Wochenbett vor männlichen Annäherungsversuchen geschützt. Dieses Zeichen zu ignorieren, hätte einem Tabubruch entsprochen und wäre arg bestraft worden.

Die Dunkelheit/Nacht, sum. ITIMA2, wird durch das Zeichen UD und einen eingeschriebenen Winkelhaken, auf den 8 Keile in zwei 4er Gruppen folgen, dargestellt. Die Zahl 8 in Nachbarschaft zum Winkelhaken, einem angenommenen Mondmonat von 29,5 Tagen, ließe auf den 8. Schwangerschaftsmonat schließen, in dem, sollte ein Kind zu dieser Zeit geboren werden, die Überlebensaussichten schwinden würden. Bis einschließlich des 8. Monats ist es daher „Nacht“ für das Ungeborene, bevor es ab dem 9. Schwangerschaftsmonat das Licht der Welt voll ausgereift erblickt. Doch ab dem 8. Monat gilt es als werdende Mutter ACHTsam zu sein, denn mit dem 9. Monat bricht etwas NEUes, die Geburtszeit, an. Vor tausenden von Jahren rechneten die Menschen mit einem Zahlensystem auf der Basis der Zahl 4 und späterhin auf der Basis von 8. Daher gibt es einen etymologischen Zusammenhang zwischen 8 und „Achtung“ sowie zwischen 9 und „neu“ (vgl. hierzu auch alttam. navam, 9, Neuheit, Zuneigung).

Im Hethitischen ist der etymologische Zusammenhang wegen der Zählung der Monate zwischen schwanger, armawant-, und Mond, arma-, recht offensichtlich. Das Licht der Welt erblicken die meisten Kinder in den frühen Morgenstunden, weswegen der Sonnenaufgang symbolisch für dieses Ereignis steht. Dass die biblische Sara mit 90 Jahren Mutter von Isaak wurde, ist unwahrscheinlich, jünger und dann nach 9 Monaten hingegen schon.

Der Mond in sum. U4-SAKAR, geschrieben U4-SAR (vgl. sans. uSAkara, Mond), zeigt offensichtlich die Verbindung von U4 für Sonne, Licht bei Nacht. Der Vollmond, so rund wie die Sonne, nur nicht so hell und ab- und zunehmend, ist zeitweilig eine Laterne in der Dunkelheit. Wenn nach seinem 9. Erscheinen die Sonne aufgeht, wird nach einem Schwangerschaftskalender bald ein Baby geboren. Auf diese Weise sind Mond und Sonne nicht zu trennen, ebenso wenig wie die Nacht (Schwangere/ Mutter) und der Morgen/Tag (das Neugeborene).

Das sum. Zeichen LAGAB, das im Zeichen SAR an die 9 Winkelhaken anschließende Rechteck, erschien in der archaischen Schrift aus Uruk noch als Kreis, was an den Bauch einer Schwangeren denken lässt, zumal das Zeichen in der Lesung GUR4 auch „dick s./w.“ heißt. Dadurch tut sich eine weitere Analogie auf, nämlich die zu KUR, Berg, ein Zeichen, das mit 3 Winkelhaken geschrieben wurde.

Wenn sich LAGAB phonetisch aus LA und GA(B) zusammensetzen sollte, so wäre die ursprüngliche Bedeutung in etwa „Brust, aus der man Milch presst“ gewesen, mit LA, pressen, und GA, Milch, bzw. GABA, Brust (vgl. auch hierzu lat. lac, Milch, und die Göttin Lakshmi im Hinduismus sowie lat. copa, die Schenkwirtin, wohl einst die Stillende, sowie copia, die Göttin des Erntesegens). Tatsächlich gab es auch in Sumer viele Frauen, die Biertavernen betrieben. Für das Bier, das in Sumer als Grundnahrungsmittel galt (ein spezielles auch für Schwangere), lag daher offensichtlich auch das Schriftzeichen für die Brust einer Stillenden zugrunde.

Im Chinesischen sind die Wörter „gebären“, „Brust“ und „Milch“ im Zeichen RU vereint (vgl. auch den äg. Sonnengott Re/raw, äg. ray.t, Sonnengöttin, ray, engl. Strahl, lat. radius, Strahl, Radspeiche, heth. arai-, sich erheben, Arinitti, die hattisch-anatolische Sonnengöttin von Arinna, mit Tochter Mezulla und Enkelin Zintuhi, sans. ra, Gold, Feuer, Liebe sowie die jap. Sonnengöttin Amaterasu)