Sich mit fremden Düften schmücken
Bevor sich der Mensch die Nase betörende Salben und späterhin teure Parfüms auf seine Haut auftrug, verbrannte er pflanzliche und tierische Substanzen zunächst aus rein praktischen Gründen, etwa um lästige Insekten abzuwehren oder um körperliche und seelische Leiden zu lindern, wobei er sich an den dabei entwickelnden Aromen teilweise berauschte.
Die Etymologie des Wortes Parfüm, lat. per fumum, durch Rauch, deckt sich inhaltlich mit sum. SCHIM.MU2, Parfümeur (SCHIM, eine aromatische Substanz und MU2, das Zeichen SAR, in der Bedeutung rauchen). Dieser Parfümeur war auch Priester wie seine altägyptischen Fachkollegen, die die Verstorbenen einbalsamierten. (Zu SCHIM vgl. auch akk. schamu, Himmel, und sum. MU2 in der Bedeutung „wachsen“, was die Umschreibung als das, was gen Himmel strebt, da Rauch nach oben steigt, ergäbe. Damit wäre auch das Zeichen SAR, Garten, in der Lesung MU2, wachsen; rauchen, stimmig.)
Menschen schmückten sich seit jeher am ganzen Körper mit allerlei Pflanzen nicht nur wegen deren Blütenpracht, sondern weil diese auch heilsame Düfte verströmen. Viele dieser Nasenschmeichler sind bis heute zentraler Bestandteil der Aromatherapie.
Völlig losgelöst von dem gesundheitlichen Aspekt hat sich hingegen die Parfümindustrie, die, obwohl sie bereits viele Düfte auf synthetischer Basis herstellt, noch immer auf zahlreiche Pflanzen, selbst gefährdete Arten, zurückgreift. Aber auch Tiere fallen ihr zum Opfer wie das stark dezimierte Moschustier, dessen männlicher Vertreter wegen der Substanz in seinem gleichnamigen Beutel noch immer getötet wird. Was ihn in der Welt des Parfüm-Business so begehrt macht, ist das Aroma, das dem des Testosterons ähnlich sein soll. Moschus riecht demnach nach einem vielversprechenden männlichen Sexpartner.
Mittlerweile will man sogar so weit sein, auch den Duft einer Vagina in einem Parfüm eingefangen zu haben. Möglich, dass das zutrifft. Dennoch sollte frau, um Irritationen bei ihrem Partner zu vermeiden, beim Gebrauch bedenken, dass ihre eigene Vagina einen unverwechselbaren Geruch hat, den die Sumerer GAM.GAM nannten, eine Verdopplung der Bezeichnung für das weibliche Geschlechtsteil (vgl. auch sum. GAM.GAM, ein Fisch; sans. gam, Sex haben, mit den Knien/Kopf auf die Erde gehen; zu dieser Haltung vgl. arab. sudschud, sans. sUd, recht führen sowie sum. „Enlil und Sud“ und arab. sadschda mit sans. sad, sitzen, und sum. SA-DUR2, Hinterteil sowie äg. sd, Schwanz und dt. sitzen).
Bei Parfüm geht es um Übertreibung, um Manipulation, Täuschung, aber auch um Ausstrahlung, Präsentation und Erhöhung des Selbstwerts, nicht nur direkt über den Duft, sondern auch darüber, dass man sich einen guten leisten kann. Je exotischer, desto interessanter. Wer besonders hervorstechen will, hüllt sich in ein Nischenparfüm, das sich in der Regel durch einen exklusiven Preis auszeichnet.
Hierzu könnte „muska“ gehören, ein orientalischer Unisex Duft von Alaf, der mit einem erfrischenden und angenehm würzigen Präludium aus Bergamotte, Lemongras und schwarzem Pfeffer die Pforten zu einer traumhaften Nacht eröffnet, bevor er in einem betörenden Sextett aus Persischer Rose, Pfirsichblüte, Jasmin und Ylang Ylang, begleitet von Zimtrinde und Pflaume, in eine blumig-süße, holzige Note hinüberleitet. Die Komposition klingt in einem warm-süßlichen, die erotische Fantasie beflügelnden Akkord aus Moschuskörnern, Myrrhe, Styrax und Patchouli aus. „muska“, sans. Hoden, im Dual Vagina, vereint Frau und Mann in einem sinnlichen Bouquet erlesener Essenzen und führt zur Welt des Kamasutra, der indischen Liebeskunst, bevor es nach einer Ewigkeit im Wind, ugar. rh, Wind, Duft, (dt. Rauch?), als Spiritus Sanctus zum Himmel aufsteigt, um zu Pfingsten, dem Beginn der Hochzeitssaison, alle Jahre als solcher zur Erde zurückzukehren.