Denken im Dreieck
Am Anfang stand das A. Wohl kein anderer Laut ist so vieldeutig und melodisch. Abhängig von unserer Gemütslage, kann er durch unsere Sprachmelodie, begleitet von Mimik und Gestik, eine umfassende Palette von Emotionen ausdrücken. Dazu gehören sowohl Erstaunen als auch Schmerz, Wehmut, Mitgefühl, aber auch Genuss sowie ein einzigartiger Gefühlscocktail, der auf einen Orgasmus zusteuert.
Das „A“ ist zweifellos ein menschlicher Urlaut mit variierendem, der Situation angepasstem Bedeutungsgehalt. Bei seiner Artikulation öffnen wir unseren Mund ganz weit so wie ein Baby, das Hunger verspürt oder wie ein Dürstender, der nach einem Glas Wasser lechzt.
Wenn wir im Gegensatz dazu unsere Lippen aufeinanderpressen und ein summendes „M“ ertönen lassen, haben wir dieses Bedürfnis gestillt. Damit ist das erste Wort, „Mama“, geboren, das bis heute in allen Sprachen zu finden ist (lat. mamma, „Brust“, „Euter“, „Mutter“, um 3000 v. u. Z. sum. ama, türk. anna für „Mutter“, äg. ama.t für „Jungfrau“ und mw.t, für „Mutter“, „Geburtsort“, vergöttlicht nicht nur in Mut, einer symbolischen Mutter des Pharao, sondern auch in Hathor und Isis).
„Mama“ ist das erste Wort, das ein Baby im Alter von 6 bis 8 Monaten spricht.
„Mama“ ist das Wort mit dem am breitesten gefächerten Gefühlsspektrum überhaupt.
Wenn man ein „A“ beschreiben sollte, kommt man nicht umhin, ein Dreieck in die Darstellung einzubeziehen. Es ist geradezu das Dreieck, und zwar das gleichschenklige, wenn nicht gar das gleichseitige, das das „A“ ausmacht.
Dreht man den Buchstaben um 90 Grad, erkennt man klar den spitz zulaufenden Kopf eines Rindes, einst eines Bisons, und seine Hörner. Dieses Bild wiederum bietet bei genauer Betrachtung und unter Berücksichtigung der Anatomie der Frau eindeutig eine Analogie zum weiblichen Becken, den weiblichen Fortpflanzungsorganen sowie dem Schamdreieck mit seiner natürlichen Lockenpracht.
Außerdem besitzt ein Bison ein rötliches Fell, was zu Assoziationen mit Blut, Sonnenauf- und -untergang sowie Geburt, Tod und Wiederauferstehung führt. Und nicht zuletzt dürfte die Tragezeit einer (Bison)Kuh, die ungefähr der Schwangerschaftsdauer einer Frau entspricht, ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass DIE KUH 40.000 Jahre lang Verehrung fand. Immer wieder erscheinen in steinzeitlichen Höhlen Bisons und Vulven, die diesen Zusammenhang zweifelsfrei bestätigen (bisher ältestes Beispiel Höhle Chauvet mit ca. 37000 Jahren).
Das Gleichnis von (Bison)Kuh und Frau setzt sich noch weit bis in die Antike fort. Göttinnen wie Hathor im Alten Ägypten, Ninsun in Sumer oder Europa an der phönizischen Küste und Hera in Griechenland widerspiegeln eine Symbiose von Frau und Kuh in der religiösen bzw. mythologischen Überlieferung bis immerhin noch vor 2.500 Jahren und im Hinduismus bis heute.
Dabei war das Kind auch als KALB im Bild der aufgehenden Sonne (Tagesanbruch=Geburt) in einen umfassenden Kult seiner (himmlischen) Mutter (sum. ama, Mutter, sum. AN, Himmel, äg. Nut, Göttin des Himmels, sum. Inanna, Herrin des Himmels) einbezogen.
Ein schönes Beispiel hierfür ist der „Tanz um das Goldene Kalb“, (vgl. auch den Sonnentanz bei den Mandan in Nordamerika), bei dem Mose die 10 Gebote zerschlug, wobei der Name Mose selbst auf ägyptisch ms, „Kind/Kalb“, zurückgeht.
Maria als schöne Geliebte ist natürlich nicht zu trennen von ihrer Rolle als Mutter. Sie und ihr Kind, Jesus, finden ihresgleichen sowohl im ägyptischen Kult mit Isis, die den Horusknaben/Pharao/das „Sonnen“kind stillt als auch in der Verehrung der Sonnengöttin Amaterasu, der Ahnin des japanischen Kaisergeschlechts.
Auch im Islam wird die Kuh (vornehmlich durch den Titel der zweiten und längsten Sure des Koran, al-Baqara, vgl. lat. vacca, Kuh, und arab. bkr, früh aufstehen, jungfräulich, junges Kamel, Erstgeborene/r) noch gewürdigt.
DIE KUH erinnerte mit ihrem Gehörn aber auch an die Sicheln des zu- und abnehmenden Mondes, dessen 29,5-Tagezyklus in 9 Mondmonaten gemessen die Dauer einer Schwangerschaft ergibt. Vor diesem Hintergrund erscheinen solche Göttinnen wie die griechische Selene/Artemis oder die römische Luna.
DAS Dreieck ist auch in der Architektur von alters her nicht zu übersehen. Beredtes Zeugnis für seine Wertschätzung legen die ägyptischen Pyramiden, Grabstätten der Pharaonen (äg. mr, Pyramide, vgl. mit äg. mr, Viehweide, Milchtopf, Kanal, Hacke) ab, die nach ihrem Tod auf ihrem Weg zu Nut, der Himmelsgöttin, zunächst ihre gigantische Vulva (Pyramide) passieren mussten, um in ihre Gebärmutter, den Kosmos, zu gelangen.
Präsenter ist uns das Dreieck in der Architektur aber durch z. T. aufwendig verzierte Giebeldreiecke (Tympanon) und den Giebel, der sich durch ein Satteldach ergibt. Das führt uns zur ursprünglichen menschlichen Behausung, dem Zelt (arab. bit, Haus, Zelt, akk. Haus, Tempel, äg. jwy.t, Haus, Sanktuar, Stadtviertel), dessen Gerüst wie das des Tipis ursprünglich im Gedanken an ein Dreieck konstruiert gewesen sein dürfte.
DIE MUTTER als diejenige, die Leben schenkt und zu der alle Wesen nach ihrem Tod in ihren himmlischen Bauch, das Universum, zurückkehren, findet schließlich ihre höchste Abstraktion im sog. „Siegel des Salomo“/“Davidstern“, einem Hexagramm, das aus zwei gleichseitigen, ineinander verwobenen Dreiecken gebildet wird und schon im Alten Ägypten als Schutzamulett getragen wurde.
Nach geläufiger Interpretation bedeutet das mit der Spitze nach unten gerichtete Dreieck, dass Gott dem Menschen das Leben gegeben hat und es über viele Jahre erhält und das mit gen Himmel gerichtete Dreieck, dass der Mensch nach seinem Tod zu Gott zurückkehren wird bzw. zurückgekehrt ist. Soweit einleuchtend bis auf „Gott“, denn der hat kein Schamdreieck.
Der legendäre Salomo geht zumindest etymologisch auf sum. silim, gesund s., Vollständigkeit, und akk. schalamu, wohlbehalten s., gedeihen, zurück. Das Keilschriftzeichen besteht aus einem Rhombus (Darstellung einer Vulva, wobei der Rhombus sich in 2 Dreiecke teilen lässt) mit 2 eingeschriebenen Keilen, dem Zeichen TAB, das „Partner“ bedeutet. Unsere Vorfahren wussten demnach schon lange vor heutigen wissenschaftlichen Studien, dass ein erfülltes Sexualleben unserer Gesundheit guttut, vorausgesetzt, MANN befolgte die 10 Gebote des Alphabets.
Dieses Wissen (sum. SA2, Rat, Intelligenz, sans. sa, Wissen, gemeinsam, Sa, Himmel, Paradies) war einem jeden Mann zu wünschen, wenn er beim Sex Glückseligkeit erfahren wollte (sum. LAM, gedeihen, florieren, gutgehen; sans. lam, sexuell genießen).
Mit dem legendären Salomo, der auch Jedidja (hebr. jadid, Geliebter), genannt wurde (vgl. äg. jd.w, Jüngling), verbindet die Bibel interessanterweise nicht nur eine der schönsten und reichsten Frauen des Orients, die Königin von Saba, sondern auch eine Periode des Friedens und der ihm eigenen Toleranz.
„Salam!“ – Frieden beginnt dann, wenn 2 Menschen einander lieben.
Der Rhombus liegt auch dem sum. Zeichen KI, Erde, Land, zugrunde und bedeutet in Verbindung mit AG2, (ver)messen, das Wort „lieben“. Nun sahen unsere Ahnen in der Liebe jedoch mehr als nur eine Art metaphorische Landvermessung, wenn man sich das Zeichen AG2 genauer anschaut. AG2 setzt sich aus 2 Zeichen zusammen: dem Grundzeichen NINDA2/INDA und dem in ihm eingeschriebenen Zeichen NE.
NINDA/INDA hat einen unmittelbaren Bezug zur Erde und Landwirtschaft, denn es heißt „Brot“, „Nahrung“. Das Zeichen NE hat verschiedene Lesungen. Eine von ihnen ist IZI, Feuer, und so ist eine Übersetzung folglich auch „Ofen“, in dem Brot gebacken wird. Heute sagen wir salopp, wenn eine Frau schwanger ist, dass sie „einen Braten in der Röhre hat“. Vor 5000 Jahren war es „das Brot im Ofen“. Unter „lieben“ verstand man also auch die Zeugung von Nachwuchs.
Beim Lieben ging es seit jeher feurig zu, man/frau kommt dabei schon mal wie beim Arbeiten ins Schwitzen. Das sagt wohl das Zeichen KIG2 aus, das sowohl für „lieben“ als auch „arbeiten“ steht.
Dass mit dem Feuer aber auch Anmut, Liebe und Mitgefühl verbunden wurde, zeigt uns alttam. nE mit diesem Bedeutungsinhalt. Hieraus lässt sich wohl die Übersetzung von KI AG2 als „lieben“ erschließen.
NE erscheint auch in Zusammenhang mit SUB, saugen, reiben, als „küssen“, „schmecken“, „saugen“, „essen“. Dabei dürfte es sich, zumindest ursprünglich, um das Vorkauen (Prämastikation) von Nahrung durch die Mutter für ihr Kleinkind handeln, eine Art der Fütterung, die noch heute weit verbreitet ist. Sie zeugt von Liebe, wie es das alttamilische nE ausdrückt.
Wenn die Chemie zwischen zwei sich Liebenden stimmt (was für die Zeugung und das Aufziehen von Nachwuchs wichtig ist), schmecken auch die Küsse, die unser Herz höherschlagen lassen und uns in Wallung versetzen können. Sodann sind wir in „Liebe entflammt“, womit wir wieder bei sum. NE, dem Feuer, brennen, angelangt sind.
Sum. NE finden wir auch in der Bezeichnung einer Art von Kuh, die AB2.SCHAR X geschrieben wird und an die himmlischen Tänzerinnen des Indra, die Apsaras, erinnert, ihres Zeichens „Geister“ der Wolken, aus denen während des Monsuns der lebensnotwendige Regen fällt. Sie galten als Personifizierung des Sonnenlichts, wozu das Zeichen NE in der Lesung SCHAR X gut passt. Sicherlich schwingt hierbei noch die Erinnerung an die braune Bisonkuh und ihr goldenes Kalb aus alten Zeiten mit.